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Brahms pfeift aus dem letzten LochBrahms pfeift aus dem letzten Loch

Zweckentfremdete medizinische Beatmungsgeräte, künstliche Zellklumpen und schreiende Musiker: wir sind auf der Ars Electronica in Linz. Einmal im Jahr wird die beschauliche Stadt in Österreich zum Zentrum der Medienkunstwelt. Mit dem Ars Electronica Center, einem architektonischen Glaskubus mit bespielbarer Medienfassade ist ein Programmteil des Festivals sogar ganzjährig zu sehen. Das meiste spielt sich im ehemaligen weitläufigen Postverteilungszentrum mit Atomschutzbunker ab.

Zellklumpen kämpft gegen Klavierspieler

Während Brahms am Be­atmungs­gerät hängt und drei Akkorde in Dauer­schleife von sich gibt, führt das Bruckner-Orchester-Linz klas­sische Musik während der großen Konzert­nacht auf. Ein neuronaler Zell­klumpen kämpft über zwölf Laut­sprechern gegen einen Klavier­spieler und produziert dabei brutales Rauschen, Zirpen und Knattern. Ein Musiker schreit sich – ausge­stattet mit Glas­splittern und Piezo­mikrofon – in einem Akt der Selbst­zerstörung ohren­betäubend die Seele aus dem Leib.

Das künstliche Ich ist das andere Ich

Um sechs Uhr morgens auf­stehen, um zwei Uhr morgens ins Hotel zurück­kehren, vier un­ermüd­liche Tage lang. Das Programm der Ars Electronica ist reich­haltig und grenzt an Selbst­erfahrung. Künstliche Intelli­genz ist das Thema und handelt eigentlich von uns selbst. Das künstliche Ich ist das andere Ich. Und ganz und gar menschlich, weil wir unser eigenes Spiegel­bild in Techno­logie mani­festieren.

Linz wird einmal im Jahr zur Medienkunstmetropole

Das Areal des ehe­maligen Post­vertei­lungs­zen­trums in Linz ist digi­taler Schaup­latz und Spiel­platz zugleich. Im Atom­schutz­bunker befin­den sich Medien­kunst­instal­lationen, im ober­irdi­schen Teil des Gebäudes an­ge­wandte gestal­terische Exponate, Konfe­renzen, Works­hops und studen­tische Arbei­ten. In der Gleis­halle mit rohem Indus­trie­charme fin­den Kon­zerte und Perfor­mances statt. Weitere Veran­stal­tungs­orte sind über die Stadt verteilt. Aus dem be­schau­lichem Städt­chen wird ein­mal im Jahr eine inter­natio­nale Medien­kunst­metro­pole.

06.10.2017

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