Zellklumpen kämpft gegen Klavierspieler
Während Brahms am Beatmungsgerät hängt und drei Akkorde in Dauerschleife von sich gibt, führt das Bruckner-Orchester-Linz klassische Musik während der großen Konzertnacht auf. Ein neuronaler Zellklumpen kämpft über zwölf Lautsprechern gegen einen Klavierspieler und produziert dabei brutales Rauschen, Zirpen und Knattern. Ein Musiker schreit sich – ausgestattet mit Glassplittern und Piezomikrofon – in einem Akt der Selbstzerstörung ohrenbetäubend die Seele aus dem Leib.
Das künstliche Ich ist das andere Ich
Um sechs Uhr morgens aufstehen, um zwei Uhr morgens ins Hotel zurückkehren, vier unermüdliche Tage lang. Das Programm der Ars Electronica ist reichhaltig und grenzt an Selbsterfahrung. Künstliche Intelligenz ist das Thema und handelt eigentlich von uns selbst. Das künstliche Ich ist das andere Ich. Und ganz und gar menschlich, weil wir unser eigenes Spiegelbild in Technologie manifestieren.
Linz wird einmal im Jahr zur Medienkunstmetropole
Das Areal des ehemaligen Postverteilungszentrums in Linz ist digitaler Schauplatz und Spielplatz zugleich. Im Atomschutzbunker befinden sich Medienkunstinstallationen, im oberirdischen Teil des Gebäudes angewandte gestalterische Exponate, Konferenzen, Workshops und studentische Arbeiten. In der Gleishalle mit rohem Industriecharme finden Konzerte und Performances statt. Weitere Veranstaltungsorte sind über die Stadt verteilt. Aus dem beschaulichem Städtchen wird einmal im Jahr eine internationale Medienkunstmetropole.