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Dämon in der MaschineDämon in der Maschine

Wir befinden uns auf einer weiteren diesmal zweitägigen Konferenz für Kunst und künstliche Intelligenz am ZKM. Eingeladen sind Wissenschaftler, Historiker, Digitalkünstler und Kuratoren, die uns ihre Sicht auf die Entwicklung von KIs schildern. Wir werden beispielsweise mit Dämonen der Technologie konfrontiert, die in den KIs undurchsichtige Entscheidungen treffen. Sie übernehmen unsere selbstgeschaffenen Vorurteile und verselbständigen sich.

Kasparow verliert gegen Deep Blue aufgrund einer einprogrammierten Irrationalität der KI, mit der er nicht rechnet.

Die undurchsichtigen Entscheidungen einer KI

Höhere Wesen befahlen ein Dreieck in die Ecke malen. Nicht länger ist der Künstler besessen vom Dämon wie einst Sigmar Polke, vielmehr die artifizielle Intelligenzmaschine. Wer entscheidet hat die Macht. Pikant daran sind die undurchsichtigen Entscheidungen innerhalb eines künstlichen neuronalen Netzwerks. Und wir sind drauf und dran, unsere gesellschaftliche Entwicklung einer Maschine anzuvertrauen deren Wirkungsweise wir nicht einmal verstehen.

Den Dämon mit Information speisen

Eine neue Dämosphere zieht am Horizont auf. Gestern waren es der Maxwellsche Dämon des Elektromagnetismus und der Laplasche Dämon einer Weltformel, heute ist es der Biasdämon der künstlichen Intelligenz. Statt mit Dampf wird er nun mit Information gespeist. Mag er dabei zuweilen zweifelhafte Ergebnisse produzieren, die Macht hat er bereits übernommen. Ob er dabei kreativ ist, spielt eine untergeordnetere Rolle. die Geschichte ist voller Dämonen, die unser kulturelles und gesellschaftliches Schicksal bestimmt haben. Bereits Kazimir Malevich hatte Technologie als eigenständige Lebensform betrachtet, die mit sich kommunizieren kann und bereit ist unsere Erde zu verlassen.

Kunststile immitierende Sklaven

Während Google unerlässlich an der Wiedergeburt unseres kybernetischen Unterbewußtseins in der postmorten Digitalität arbeitet, befinden wir uns auf der Konferenz für Kunst und künstliche Intelligenz am ZKM und lauschen spannenden Vorträgen wie dem von Thomas Feuerstein, der als Künstler über umfangreiches kunstgeschichtliches Wissen verfügt. So schließt er seinen Vortrag mit der Bemerkung, dass die Künstler der Akademien des 19ten Jahrhunderts Kunststile immitierende Sklaven waren. Wozu brauchen wir das heute noch, wenn wir dazu neuronale Netzwerke haben ? Selbst die Abstraktion ist nicht länger Domäne menschlichen Ausdrucks, sondern vielmehr ebenfalls Teil eines KI Systems.

18.05.2019

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