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Buffer Overflow des preußischen SortierzwangsBuffer Overflow des preußischen Sortierzwangs

Der Informationsoverkill einer strengen Navigationshierarchie: Navigationsdesign im Internet folgt einer klaren Ansage. Über das Navigationsmenü muss jede Seite eines Internetangebots erreicht werden können. Je nach Informationshierarchie kann das beamtisch viele Unterebenen zur Folge haben. Dahinter steckt die Annahme eines rationalen Lesers, der mit Freude Strukturen verinnerlicht, bevor er sich Inhalten widmet. Stets wirkt jedoch das neue Medium aufs alte zurück. Das Smartphone wird vom UI und UX bestimmt und beeinflusst das alte Medium des Webbrowsers. Im UI und UX spielt Navigationsdesign eine andere Rolle als im Navigationsdesign des klassischen Webbrowsers.

Wo bin ich ?

Sie befinden sich in der badischen Beamtenbank – dieses Schild nehme ich zur Kenntnis, nachdem ich die Bank betreten habe. Draußen über dem Eingang prangt überdimensional das Logo und der Name der Bank, das ich hundert Meter entfernt bereits wahrgenommen habe. Dahin schaue ich jedoch nicht mehr, da ich die Bank bereits kenne – schadet nicht, sich zu vergewissern. Sie befinden sich in der badischen Beamtenbank. Habe ich was vergessen ?

Heroische Substantive

Baue ich mit heroischen Substantiven die Navigationsstruktur einer Webpräsenz auf, ist Orientierung eine Tugend, sagt sich der Preuße, und dekliniert den Inhalt mit mindestens fünf Navigationsebenen. Fein säuberlich geordnete Schubladen, die ich einzeln im Navigationsbaum anklicke, nur um festzustellen, dass sich darin immer nur ein Bild und ein Satz – manchmal nur ein Satz – befinden. Das ist ein neuer Navigationspunkt. Leider ist mir nichts weiter dazu eingefallen. Manchmal finde ich eine Tabelle, die ich nicht lese.

Sicher ist Sicher

Hektisch ziehe ich Schublade nach Schublade auf, um Information zu erschnüffeln. Zum Glück nutze ich eine übersichtliche Navigation, die mir das Navigationsgeäst in seiner Gänze lückenlos dokumentiert. Obendrauf sichere ich die horizontale Navigation mit zwei Ebenen durch eine weitere vertikale mit allen Ebenen und einer Brotkrumme. So oder so ähnlich wird Information oft aufgebaut und strukturiert. Sie befinden sich in der badischen Beamtenbank. Habe ich was vergessen ?

Navigationsdesign im Wandel

Navigationsdesign befindet sich im Wandel. Wurden früher Webseiten hauptsächlich als reine Informationsarchitektur verstanden, um Schubladen zu ordnen, wird heute Information auch mit gestalterischen Mitteln strukturiert, statt sogleich eine neue Schublade aufzumachen. Wurde der beliebte Longpager ohne jegliche Struktur als konfrontative Antithese zum Navigationstanker postuliert, wird heute der Longpager strategischer eingesetzt.

Reduziere die scheinbare Komplexität

Während im Hintergrund Information weiterhin in mehreren Navigationsebenen aufbereitet wird, bekommt der Nutzer nur die ersten beiden zu sehen. Reduziere scheinbar die Komplexität. Im Gegenzug wird dafür mehr nutzerzentriert konzipiert. Mit aktivierenden Verben statt mit behäbigen Substantiven formuliert – und falls nicht, wandelt sich das starre Substantiv beim Anklicken in eine strategisch emotionale Headline mit kerniner Aussage. Gefolgt vom ansprechenden Bild, kurzem Teasertext und einem Fließtext.

Internet meets endlich Editorial Design

Die modulare Gestaltungsweise eines Content Management Systems wie etwa Typo3 unterstützt die Kombination verschieder Artikel unterschiedlicher Form, um mit mehr Leben und Rhythmus zu gestalten. Vorbei die Zeit der starren Gestaltungsvorlage, die für jede Schublade über die ganze Seite hinweg glich. Hyperlinks mutieren zu modularen zuklickbaren Artikeln, die auf tiefere innere Strukturen im Geäst verweisen ohne selbst im Navigationsmenü aufzutauchen, wie beispielsweise News und Aktuelles auf der Landingpage – Internet meets endlich Editorial Design und macht dank Transitions auch in der Bedienung Spaß.

22.05.2020

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