Architektur und Design als gesellschaftliche IdentitätArchitektur und Design als gesellschaftliche Identität
Interaktiv programmierbare Digitalfassade
Wer in Kopenhagen nach Einbruch der Dunkelheit eintrifft und anfängt die Stadt vom Bahnhof aus zu erkunden, wird augenblicklich von einer gigantischen interaktiven Fassade der Kopenhagener Stadthalle »Industries Hus« überrascht. Ein grob kariertes Muster aus LED-Linien kontert und kontrastiert dynamisch den Architekturblock. Während die Glasfassade tagsüber das Stadtbild reflektiert, wird sie nachts zur interaktiven programmierbaren Digitalfassade – aus der Nähe abstrakt, aus der Ferne konkret mit Buchstaben und Botschaften.
Ein Grundrecht auf Design
Design hat sich als gesellschaftlicher Wert in die DNA der Dänen eingebrannt und ist Teil ihrer Identität geworden. Dabei ist architektonische Transparenz durchaus nicht nur formal gemeint, sondern spiegelt auch das gesellschaftliche Verständnis dieses Volkes wider. Gleichberechtigter Zugang zur Bildung und Recht auf gutes Wohnen ist nahezu ein Grundrecht. Eine Investition in Design und Architektur ist eine Investition in gesellschaftliches Gemeinwohl und öffentlichen Raum.
Architektur als Balance zwischen Funktion und künstlerischem Willen
Architektonische Form wird als Ergebnis der Interaktion zwischen Mensch und seiner Umgebung verstanden. Berücksichtigt sie geografische und kulturelle Gegebenheiten, gelingt ihr auch ein individueller Ausdruck. Im Gegensatz dazu führt internationaler Stil zur Konformität. Wird Architektur gar ihres gesellschaftlichen Kontextes beraubt, verbleibt lediglich eine Formhülle. Diese dient im Wettstreit um Originalität höchstens noch als überdimensioniertes Flakonfläschen – ein Fremdkörper im Stadtbild. Architektonische Form sollte jedoch immer jenseits ökonomischer und technischer Sachzwänge eine künstlerische Haltung zum Ausdruck bringen. Sie sollte sich weder ihrem Benutzer mit künstlerischer Geziertheit in den Weg stellen, noch sich einem allzu funktionalistischen Glauben unterordnen, sondern den Pfad dazwischen suchen.
Stadt voller überraschender Architekturjuwele
International sorgte zuerst Arne Jacobsen mit dem SAS-Hotel in Kopenhagen im 20ten Jahrhundert für Aufsehen. Heute macht Bjarke Ingels mit dem innovativen Terrassenhaus »Mountain Dwellings« auf sich aufmerksam. Diese Stadt ist voller überraschender Architekturjuwelen. Solch einer ist auch die Dänische Nationalbibliothek von Schmidt Hammer Lassen Architekten. Direkt am Hafen gelegen glitzert die dunkle Fassade »des Schwarzen Diamanten« im changierenden Licht der Sonne und des Betrachtungswinkels. Auch Olafur Elliason verewigte sich mit einer poetischen Brücke aus ineinandergreifenden Kreisen, die zugleich auch Schiffsmasten sein könnten. Rund um und in Kopenhagen finden sich zahlreiche weitere Bauten von nationalen und internationalen Größen wie etwa Jean Nouvel oder Zaha Hadid.