Negativen Raum gestaltenNegativen Raum gestalten
Wo das Nichts ist beginnt die Freiheit
Während Bildhauer alter Schule sich wahlweise an additiver oder subtraktiver Plastik abgearbeitet haben, gehen progressive Künstler einen gegensätzlichen Weg. Befreit von Materie und Schwerkraft kann Plastik als zu gestaltender Raum und Abstraktion verstanden werden. Erste Ansätze dazu lieferten Maler wie Adolf Hölzel noch vor den Konstruktivisten und der Bauhaus-Avantgarde. Denn wo das Nichts ist, wird gerade Funktion und geistige Freiheit verortet. Inspiriert von mathematisch räumlichen Modellen, die Man Ray auf Zelluloid festhielt, gingen Künstler dazu über, Masse durch Linie und Fläche im Raum zu ersetzen und Schatten als ebenbürtig zu erkennen.
Der virtuelle Raum des Spiegels
Wo zunächst der Spiegel den virtuellen Raum eröffnete, geht virtuelle Realität konsequent weiter und zaubert virtuelle Datenräume, die gänzlich losgelöst von Materialismus mit Licht auskommen. So etwa der vier Wände immersive Lichtkubus von Refik Anadol mit verspiegeltem Boden und Decke oder das filigrane Mappingliniengeflecht von Kimchi und Chips. In der aktuellen Ausstellung »Negativer Raum« beleuchtet das ZKM Raum und Plastik aus gegensätzlicher Perspektive und zeigt auf, wie Skulptur gegenwärtig aussehen kann und wo diese Entwicklung begonnen hat.