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Die Kreisatur des QuadratsDie Kreisatur des Quadrats

James Turell ist bekannt für seine unwirklichen an spiritueller Erfahrung grenzenden begehbaren Farbräume. Ein Besuch einer Turell-Ausstellung gleich einem Gang in die Kirche des Whitecubes. Seine Lichtkunstmeditationen sind käuflich – sofern das nötige Kleingeld vorhanden ist. Der Blick auf den freien Himmel ist eigentlich kostenlos. Wenn der Blick durch ein gebautes Gebäude umrahmt wird, dessen rechteckiges Dach offen ist, dann handelt es sich um ein Kunstwerk von Turell. Der Landartkünstler denkt eben in großen Dimensionen.

Unwirklicher Raum schleichender Farbnuancen

Joseph Albers würde sich im Grab umdrehen. James Turell tanzt dagegen im Licht. Während der eine schema­tische Farb­feld­studien im quadratischen Format mechanisch exerziert, zieht der andere sanfte Ellipsen von Farb­ton zu Farbton. In einem unwirklichen Raum der wie eine Fläche wirkt vollzieht sich die magische Licht­kunst­medi­tation. Mit dem Tempo einer gebrech­lichen Madame beim Versuch die Straße im beschau­lich mondänen Baden­-Baden zu über­queren schleichen seine Licht­installationen von einer Farb­nuance zur nächsten.

Spirituelle Erfahrung zwischen Raum und Fläche

Vor allem die begeh­baren Ganz­felder haben eine immersive Wirkung auf den Betrachter. Man rätselt über die Beschaffen­heit dieser Räume bei denen kaum zwischen Räum­lichem und Flächigem zu unter­scheiden ist. Man taucht förmlich ins Licht hinein und schwebt im farbigem White­cube der Kunst. Selbst­verständ­lich an­dächtig und und in sich gekehrt. James Turell sieht in seiner Art der Kunst eine spiri­tuelle Erfahrung, die eine univer­sellere Sprache spricht als das Branding von Religionen.

Ein rechteckiges Loch ins eigene Dach schlagen

Kaufen lassen sich seine Werke in Form von Gebäuden mit offenem Dach, die den Himmel im Quadrat einfangen und mit farblich wechseln­dem Licht illuminieren – das nötige Klein­geld voraus­gesetzt. Wer es billiger haben will schlägt ein recht­eckiges Loch in sein Dach oder besucht das Burda­museum in Baden­-Baden und über­zeugt sich selbst.

15.09.2018

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