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Signale aus dem Hier und JetztSignale aus dem Hier und Jetzt

Der in Paris lebende Digitalkünstler und Musiker Rioji Ikeda ist derzeit mit einer Einzelausstellung im Centre Pompidou vertreten. Ikeda ist einer der weltweiten bekanntesten experimentellen Musiker, die sich im Spannungsfeld von Naturwissenschaft, audiovisueller Kunst und Musik bewegen. Sein kompromißloser analytischer Blick dringt tief in das Innere Wesen unserer programmierten Informationsgesellschaft ein. Zerlegt diese in ihre binäre Einzelteile und synthetisiert jene in gestochen scharfer akustischer und visueller Präzision.

Das archaische Mantra des Informationsoverkills

Eine raum­füllende audio­visuelle Instal­lation, drei auf zwanzig Meter Lein­wand. Reine Sinus­töne er­klingen, zu Sequen­zen digitalen Morse­codes komponiert. Bannen den Betrachter in Trance. Signale aus dem Hier und Jetzt. Das archaische Mantra des Over­kills im Informations­zeitalter erscheint hier ultraklar in Ton und Form. In einer atem­beraubenden Geschwin­digkeit schießen rhythmische Zahlen­bänder über die Fläche – Informations­partikel­systeme die die Welt bedeuten. Als befänden wir uns in der Mitte des globalen Infor­mations­rausches. Von Dunkel­heit umgeben, trans­zendent erleuchtet von der Materie des Daten­stoffs. Claude Shannons Infor­mations­theorie künstle­risch interpretiert.

Durchschreitbares Quantenfeld von Wahrscheinlichkeiten

Auf der anderen Seite seltsame schwarze Antennen­laut­sprecher in einem weißen Raum. Auf der Suche nach außer­irdischen Lebens­zeichen. Ein Feld von Sinus­tönen erklingt und verteilt sich im Raum. Alle auf den Kammer­ton a gestimmt, dem Grund­ton westlicher Musik. Die schwebenden Sinus­töne inter­ferieren, modulieren, bilden ein durch­schreitbares Quanten­feld von Wahr­schein­lich­keiten. Der Gegen­satz des Binären ist das Wahr­schein­lich­keit­sfeld. Heisen­bergs Welle-­Teilchen-­Dualismus beschreibt zum einen das Ein­deutige zum anderen das Mögliche als Gegen­satz ein und der selben Sache. Auf der einen Seite schwarz, auf der anderen weiß. Zwei Seiten einer Wahr­heit als Installations­raum mit einer Wand dazwischen. Der Durch­gang ein Spalt, der Besucher wie Partikel durchlässt. Der in Paris lebende japanische Künstler Ryoji Ikeda hat derzeit eine Einzel­ausstel­lung im Centre Pompidou.

27.08.2018

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